Seit Jahren sinkt der Verbrauch von Konsummilch. Die ZMB konstatiert einen Rückgang von 52,2 l pro Kopf im Jahr 2017 auf 46,1 l im Jahr 2022. Biomilch machte 2020 übrigens 10 % aus, 2017 lag der Anteil noch bei 7,4 %.
Entwicklung des Marktes für Haferdrinks
Der Rückgang wird auch auf Milchimitate zurückgeführt, wobei der starke Anstieg von Haferdrinks besonders auffällt. 2017 wurden 127 Mio. l pflanzenbasierter Drinks verkauft, davon 29 Mio. l auf Haferbasis. 2021 waren es mit 335 Mio. l (oder knapp 4 l pro Kopf und Jahr) insgesamt fast drei Mal so viel, während mit 176 Mio. l etwa die sechsfache Menge an Haferdrinks konsumiert wurde. Für 2023 wird ein Verbrauch über 200 Mio. l erwartet, davon 65 % Biohaferdrinks. Generell gehören Pflanzendrinks zu den wenigen Produkten, bei denen die Biovariante oftmals günstiger ist als ihr konventionelles Pendant. Sie werden häufig als Handelsmarke im LEH gelistet, während die konventionellen Herstellermarken im Hochpreissegment angesiedelt sind. Die Kosten für Hafer liegen bei 4 ct/l bei Biohaferdrinks beziehungsweise 2,5 ct/l bei konventionellen Haferdrinks und scheinen in der Preiskalkulation keine Rolle zu spielen.
Für 1 l Haferdrink werden rund 100 g Hafer entspelzt, mit Wasser vermengt und gemahlen. Für die gewünschte Süße wird durch Enzyme ein Teil der Stärke in Malzzucker fermentiert. Dann wird die Masse homogenisiert, die festen Bestandteile werden herausgefiltert. Anschließend werden Kaliumphosphat, Kalziumcarbonat, Aromen und Vitamine zugesetzt (was bei Biohaferdrinks nicht geschieht) und der Haferdrink durch Ultrahocherhitzen haltbar gemacht. Für die aktuell verbrauchten zirka 200.000 t Haferdrink werden etwa 20.000 t Hafer (entspricht 4.000 bis 5.000 ha) benötigt, davon etwa zur Hälfte Biohafer.
Importe decken Bedarf an Haferdrinks
Ein hoher Anteil an Pflanzendrinks wird importiert: 2021 waren es 296,1 Mio. l, 42,0 % über dem Vorjahr (208,5 Mio. l). Größter Lieferant ist Belgien, Sitz von Alpro (Danone), Produzent von unter anderem Sojadrinks. Zweitgrößter Lieferant ist Schweden, der Sitz des Haferdrinkspezialisten Oatly, was darauf hindeutet, dass ein großer Teil der in Deutschland konsumierten Haferdrinks (bestehend aus 90 % Wasser!) aus Schweden hierher transportiert wird. So können hiesige Landwirte an diesem wachstumsträchtigen Geschäft wenig teilhaben.
Haferanbau in Deutschland
In den vergangenen drei Jahren ist die Haferanbaufläche in Deutschland von 177.300 ha im Jahr 2021 über 160.100 ha (2022) auf 141.400 ha in diesem Jahr zurückgegangen. Das ist aus Marktsicht kaum zu erklären, denn, so schreibt die Firma Brüggen, der bedeutende Getreideverarbeiter aus Lübeck: „Lebensmittel auf Haferbasis sind regionales, gesundheitsförderndes Superfood, und die Märkte im In- und Ausland entwickeln sich – auch bei Biohaferprodukten. Der Bedarf an Schälhafer für die Lebensmittelverarbeitung ist fortgesetzt hoch und für Hersteller, Handel und Verbraucherschaft gewinnen regionale Herkunft, Umwelt- und Klimaschutzaspekte weiter an Bedeutung.“ Hafer hat zudem gegenüber anderen Getreidearten viele Vorteile hinsichtlich Pflanzschutz, Düngung und Unkrautunterdrückung sowie Stickstoffbilanz. Aus pflanzenphysiologischen Gründen liegt der Anbauschwerpunkt in Deutschland im Norden. In Europa liegen Überschussregionen in Skandinavien, im Baltikum, im Vereinigten Königreich und Polen.