StartNachrichtenRegionalesWie viel Fisch frisst der Kormoran?

Wie viel Fisch frisst der Kormoran?

Studie über Auswirkungen des Prädatoren auf den Dorschbestand
Von MLLEV
Ein Kormoran fängt einen Fisch.  Foto: Imago

Der Bestand des Dorsches weist in der westlichen Ostsee historische Tiefstände auf. Die Ursachen können bisher nur in Teilen erklärt werden. Welchen möglichen Einfluss der Kormoran auf den Dorschbestand hat, soll ein Forschungsvorhaben ermitteln. Fischereiminister Werner Schwarz (CDU) informierte sich in Lübeck-Gothmund über das Vorgehen der Studie.

„Wir machen uns große Sorgen um die Fischereibetriebe, da eine gezielte Nutzung von Dorsch und Hering aktuell nicht mehr gegeben ist“, sagt Minister Schwarz. „Wir unterstützen daher die Wissenschaft in ihrem Bemühen, weitere Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung bestmöglich aufzuklären. Denn nur auf Basis einer fundierten Datengrundlage können verbesserte Vorhersagen der Bestandsentwicklung getroffen und so Entscheidungen für eine ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Fischerei getroffen werden.“

Das großräumig und auf vier Jahre angelegte Forschungsprojekt unter der Federführung des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow zusammen mit dem Institut für Ostseefischerei wurde vom schleswig-holsteinischen Fischereiministerium (MLLEV) mit 758.000 € aus Mitteln der Fischereiabgabe des Landes gefördert. Neben der schleswig-holsteinischen Küste sollen auch in Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern Untersuchungen durchgeführt werden, in welchem Ausmaß Dorsche zur Nahrung der Kormorane im Küstenbereich beitragen.

„Hochrechnungen ergaben, dass die Kormorane eines einzigen Schlafplatzes am Dassower See in einem Jahr ähnlich viele Dorsche entnommen hatten wie der deutschen Berufsfischerei im Jahr 2022 als Fangquote zur Verfügung stand“, erklärt der Direktor des Instituts für Binnenfischerei, Dr. Uwe Brämick. „Allerdings ist unklar, welchen Anteil der Dorsch an der Nahrung des Kormorans in anderen küstennahen Kolonien ausmacht und wie stark die Schwankungen zwischen den Jahren sind. Daher werden wir unsere Untersuchungen jetzt auf weitere Probenahmeorte in der westlichen Ostsee ausweiten und Daten aus mehreren Jahren sammeln.“ Dr. Uwe Krumme, stellvertretender Direktor des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, verwies auf bestehende Wissenslücken: „Wir wissen, dass die Erwärmung der Ostsee, gepaart mit der Zunahme sauerstofffreier Bereiche durch die hohe Nährstoffbelastung, den Lebensraum der Dorsche deutlich einschränkt und eine Erholung des Bestandes erschwert. Den Einfluss von Prädatoren können wir in unseren Modellen zur Bestandsberechnung jedoch nicht berücksichtigen, da entsprechende wissenschaftliche Daten bislang fehlen.“

Der Kormoran unterliegt dem allgemeinen Schutz der EU-Vogelschutzrichtlinie und darf in Deutschland nicht gejagt werden. Anfang der 1980er Jahre war der Kormoranbestand europaweit weitestgehend zusammengebrochen. Im Gebiet des südwestlichen Ostseeraums ist er bis 1995 wieder stark gestiegen und liegt seitdem weitgehend konstant bei knapp 50.000 Brutpaaren sowie rund 12.000 Kormoranen, die nicht brüten, und Kormoranen, die während der Zugzeit dort rasten. In Schleswig-Holstein gibt es aktuell rund 2.750 Brutpaare und bis zu 18.000 rastende Kormorane. 

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