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Aderlass in der Fleischproduktion

Erzeugung in Deutschland 2023 weiter rückläufig
Von Ann-Katrin Gerwers, age
Von Januar bis September ging das Schlachtschweineangebot gegenüber der Vorjahresperiode um 2,83 Millionen Tiere oder 8,0 % auf 32,56 Millionen Stück zurück. Foto: Landpixel

Der Negativtrend in der deutschen Fleischerzeugung setzt sich auch in diesem Jahr fort. Wie aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, wurden in den ersten drei Quartalen 2023 einschließlich Hausschlachtungen insgesamt 5,01 Mio. t Fleisch produziert; das waren rund 259.000 t oder 4,9 % weniger als von Januar bis September 2022.

Im vergangenen Jahr war die Erzeugung mit einem Minus von 8,1 % so stark eingebrochen wie selten zuvor, sodass sich die Stärke des Rückgangs also etwas abgeschwächt hat. Fakt bleibt aber, dass in den sieben Jahren seit 2016 das hiesige Fleischaufkommen kontinuierlich gesunken ist und es am Jahresende auf den tiefsten Stand seit mehr als 15 Jahren fallen wird. Bei den einzelnen Fleischarten gibt es 2023 jedoch unterschiedliche Entwicklungen. Während es bei Schweinen und Schafen spürbare Produktionseinbußen gibt, kann sich die Erzeugung von Rind- und Geflügelfleisch stabilisieren.

Schweine brechen weg

Maßgeblich für den aktuellen Produktionsrückgang in der Fleischerzeugung ist der Strukturbruch in der deutschen Schweinehaltung. Von Januar bis September ging das Schlachtschweineangebot gegenüber der Vorjahresperiode um 2,83 Millionen Tiere oder 8,0 % auf 32,56 Millionen Stück zurück. Damit setzt sich das Wegbrechen der Produktion unvermindert fort; von 2017 bis 2022 war die Zahl der an die hiesigen Schlachtbetriebe gelieferten Tiere bereits um mehr als elf Millionen Stück gesunken. Zwar wurden in den ersten neun Monaten 2023 mit 1,13 Millionen rund 219.000 Schweine mehr aus dem Ausland zerlegt, doch konnte das den Rückgang von 3,05 Millionen Tieren aus heimischen Ställen nicht annähernd ausgleichen. Die Schweinefleischerzeugung fiel deshalb mit 3,10 Mio. t gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 um 266.200 t oder 7,9 % kleiner aus.

Weiter im Abwärtstrend befand sich im Berichtszeitraum auch die Erzeugung von Schaffleisch, deren Bedeutung gemessen an den anderen Fleischarten aber nicht so groß ist. Laut Destatis wurden einschließlich der Zuschätzung von Hausschlachtungen in den ersten drei Jahresvierteln insgesamt 815.200 Schafe geschlachtet; was einem Rückgang von 4,8 % im Vorjahresvergleich entsprach. Der Großteil dieser Tiere entfiel mit rund 735.000 Stück auf Lämmer. Die Erzeugung von Schaf- und Lammfleisch insgesamt belief sich auf 16.510 t und fiel damit um 5,9 % geringer aus als in den ersten neun Monaten von 2022.

Rindfleisch stabilisiert

Bei den Rindern hat sich die zuvor rückläufige Fleischerzeugung hingegen stabilisiert. Den Statistikern aus Wiesbaden zufolge wurden von Januar bis September dieses Jahres insgesamt 722.740 t Rindfleisch produziert; das war 0,1 % mehr als in der Vorjahresperiode. Für das marginale Plus waren ausschließlich schwerer angelieferte Tiere maßgeblich, denn das Schlachtaufkommen war insgesamt um 0,7 % rückläufig. So kamen bei den Färsen 1,7 % weniger Tiere an die Haken der Schlachthöfe, und bei Kühen waren es 1,0 % weniger. Lediglich bei Jungbullen und Ochsen nahm die Zahl der geschlachteten Tiere zu, aber lediglich um 0,1 % auf 833.540 Stück. Ausschlaggebend hierfür war das größere Ochsenangebot.

Geflügel leicht im Plus

Für Geflügelfleisch wurde der Negativtrend der beiden Vorjahre ebenfalls gestoppt. In den meldepflichtigen Schlachtunternehmen stieg in den ersten drei Quartalen 2023 das Geflügelfleischaufkommen gegenüber der Vorjahresperiode um 7.380 t oder 0,6 % auf knapp 1,17 Mio. t. Der moderate Zuwachs erfolgte, obwohl die Zahl der geschlachteten Tiere um 8,74 Millionen beziehungsweise 1,6 % auf 524,04 Millionen Stück sank. Das Durchschnittsgewicht nahm jedoch zu, denn die Tiere wurden schwerer als im Vorjahr an die Schlachtstätten geliefert; zudem vergrößerte sich der Anteil der schweren Puten am Schlachtaufkommen.

Mehr Puten geschlachtet

Der Rückgang der Geflügelfleischerzeugung 2021 und 2022 hatte vor allem auf einem geringeren Angebot an Puten basiert. Von Januar bis September 2023 Jahr lieferten die Erzeuger den Wiesbadener Statistikern zufolge jedoch mit 22,93 Millionen Tieren 1,1 % mehr Truthühner an die Fleischhersteller als im Vorjahreszeitraum. Die Putenfleischerzeugung nahm um gut 4.000 t oder 1,3 % auf 306.560 t zu. Wichtigste Geflügelart blieb weiter das Hähnchenfleisch. Obwohl hier 1,9 % weniger Tiere zur Schlachtung gelangten, lag das Fleischaufkommen mit 816.100 t um 0,4 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Moderat zugenommen hat auch die Erzeugung von Suppenhühnerfleisch, nämlich um 0,4 % auf 28.690 t. Einbußen gab es hingegen beim Wassergeflügel. Für Entenfleisch wird ein Produktionsminus von 1,4 % auf 15.310 t ausgewiesen. Für Gänse wird ein Einbruch von 63,1 % auf lediglich noch 166,5 t gemeldet, doch sind die vorläufigen Daten für 2023 nicht vollständig und diese Zahl somit wenig aussagekräftig.

Trendwende nicht in Sicht

Trotz der starken Einbußen blieb Schweinefleisch mit einem Anteil von 61,9 % mit Abstand die wichtigste Fleischart in Deutschland. Es folgt Geflügelfleisch mit 23,3 % vor Rindfleisch mit 14,4 %. Die Viehbestandserhebung im Mai 2023 hatte bei den Schweinen eine starke und bei den Rindern einen moderaten Rückgang der gehaltenen Tierzahlen im Vorjahresvergleich ausgewiesen. Für eine Trendumkehr und wieder zunehmende Fleischerzeugung in Deutschland spricht das nicht. Teilweise sei dies aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes politisch auch nicht erwünscht, heißt es aus Branchenkreisen. Zudem bremsten immer höhere Auflagen und fehlende Planungssicherheit für Investitionen die Entwicklung der Tierhaltung; Gleiches gelte für den hierzulande langfristig abnehmenden Fleischkonsum. 

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