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Preisdruck im Schweinehandel

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Im Sommer dieses Jahres erreichten die Schlachtschweinekurse ein Rekordhoch von 2,50 €/kg SG. Dies war das Ergebnis der reduzierten Schlachtschweinebestände und der bislang unveränderten Schlachtkapazitäten. Seit August geben die Kurse wieder stetig nach. Mitte voriger Woche reduzierte sich der Vereinigungspreis um 5 ct auf 2,25 €/IP. Preisabschläge konnten die Schlachtbetriebe erst mit einer Verringerung der Schlachtzahlen durchsetzen. Der Verweis auf schwierige Fleischgeschäfte und eine unzureichende Handelsmarge allein reichte nicht aus, die Einkaufspreise für Schweine zu drücken.

Schweineangebot bleibt weiter klein

Die wöchentlichen Schlachtzahlen lagen in Deutschland zuletzt um die 700.000 Stück. In anderen Jahren wurden zu dieser Zeit etwa 200.000 Schweine mehr je Woche abgeliefert. Somit ist der Preisdruck nicht auf ein umfangreiches Schweineangebot zurückzuführen. Auch EU-weit ist eher von einem übersichtlichen Angebot die Rede. Der innereuropäische Konsum bleibt hinter den Erwartungen zurück und lässt sich nicht durch den Drittlandsexport von Schweinefleisch kompensieren. Auch in Spanien und Dänemark wurden die Schweinekurse reduziert. In Polen dagegen wurde der Kurs erhöht. Hierzulande berichten Fleischhändler von reduzierten Umsätzen an den Frischfleischtheken. Lieber greifen die Verbraucher zu günstiger abgepackter Verarbeitungsware. Auch wenn Großveranstaltungen wie die Fußball-Bundesliga und das Oktoberfest für rege Umsätze mit Bratwürsten und Ähnlichem sorgen, fehlt das Geschäft mit den Edelteilen. Vor allem im Nordwesten Deutschlands übertrifft das Angebot die Nachfrage bereits seit einigen Wochen, Überhänge sind die Regel. Schlachtunternehmen und Verarbeiter agieren sehr vorsichtig. Entsprechend wurden die Forderungen nach Preisabschlägen lauter, selbst Hauspreise standen im Raum.

Auch Ferkel- und Sauenpreise fallen

Der Preisabschlag für Schlachtschweine sorgt auch für Preisdruck im Ferkelhandel. Um die reduzierte Nachfrage zu beleben, wurden die meisten Handelsnotierungen für Ferkel zu Beginn dieser Woche um 3 €/Stk reduziert. Da man im Verlauf eher mit weiter rückläufigen Schlachtschweinekursen rechnet, fällt es vielen Schweinemästern schwer, über 90 € für ein Ferkel zu bezahlen. Das kleine Ferkelangebot ist die Folge der reduzierten Sauenbestände. Auch im Handel mit Sauenfleisch bleibt die Lage problematisch, obwohl hier von Angebotsdruck keine Spur ist. Im Gegenteil: In diesem Jahr wurden bislang 22 % Sauen weniger als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Den spezialisierten Vermarktern von Sauenfleisch fehlt Rohstoff. Die bislang relativ hohen Preise für Sauenfleisch bremsen dazu die Nachfrage und verringern den Umsatz. Trotz der geringen Stückzahlen wurde die Zahl der Sauenschlachtungen verringert. Der Basispreis für Schlachtsauen gab am Mittwoch, 20. September, um 5 ct auf 1,60 €/kg SG nach.

Auch wenn die Preiskorrekturen angesichts der hohen Kosten schmerzlich sind, so liegen die Ferkelerlöse noch bei 90 € und die Schlachtschweinekurse noch deutlich über der Marke von 2,00 €/kg. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Schlachtbetriebe die Kapazitäten nach unten anpassen. Angesichts der eher rückläufigen Schweinefleischnachfrage und der laufenden Tierhaltungsdiskussion bleibt die weitere Perspektive in der Schweinehaltung unsicher.

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