Die Internationale Kartoffel-Herbstbörse fand am Dienstag zum 70. Mal statt. In Hamburg trafen sich 130 Vertreterinnen und Vertreter der gesamten mit der Kartoffel verbundene Wirtschaft. Sie folgten der Einladung des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes (DKHV) zum Dialog über Stand und Perspektive der Branche.
Die Herausforderungen der diesjährigen Frühkartoffelsaison durch die klimatischen Bedingungen zeigen sich für Karl Ohligs vom Import- und Handelsunternehmen Theodor Stadtmann, Bottrop, durch eine erschwerte Rohwarenbeschaffung. Der Bedarf des Handels musste verstärkt durch Importware gedeckt werden. Thomas Herkenrath, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes (DKHV), sprach die zunehmenden administrativen Anforderungen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette an, die für die einzelnen Betriebe die Belastungsgrenze erreicht hätten. Er stellte die These auf, die Anforderungen des Lebensmittelhandels hätten die Anforderungen der Verbraucher vielleicht längst überschritten. Er gab mit Blick in Richtung Politik zu bedenken, dass die Wertschöpfung in Handel und Landwirtschaft unter überbordenden bürokratischen Anforderungen zunehmend leide.
Traditionell wurde in den vergangen Jahrzehnten auf der Kartoffelherbstbörse die vorläufige Ernteschätzung veröffentlicht. Das Bundesministerium für Landwirtschaft (BMEL) hat diesmal keine Prognose vorgetragen. Eine aktuelle Ernteerwartung wurde auf dem Weuthen-Kartoffeltag in Schwalmtal von Weuthen-Geschäftsführer Ferdinand Buffen am 31. August vorgestellt, der diese für Deutschland zu diesem Zeitpunkt auf 10,25 bis 10,75 Mio. t bezifferte, für die EU-4 auf 22 bis 22,50 Mio. t und von weiteren 4,5 bis 5 Mio. t für das Vereinigte Königreich ausging. Seit dieser Einschätzung seien 19 Tage vergangen, deshalb gehe er jetzt von weiteren 7,5 t/ha an Zuwachs aus. Das sei mit entsprechenden Auswirkungen auf den Kassamarkt einhergegangen und habe zur Preiskorrekturen geführt. Buffen sieht weiter eine starke und noch steigende Aufnahmefähigkeit am Weltmarkt für Verarbeitungsprodukte.
Einig waren sich die Branchenvertreter, dass die Pflanzgutproduktion zu einem limitierenden Faktor werde und bereits zur kommenden Saison Vermehrungsflächen vor allem im Norden gesucht seien. mbw