Rückläufige Viehbestände ließen für 2023 in den EU-Mitgliedstaaten eine sinkende Fleischerzeugung bei Schweinen und Rindern erwarten. Dies wird nun durch aktuelle Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) bestätigt. Beim Schweinefleisch ist der Produktionsrückgang deutlich stärker als vorhergesagt. Die Fleischerzeugung insgesamt sinkt um fast 9 % und damit so stark wie nie.
Im ersten Halbjahr 2023 standen in der EU 10,6 Millionen Schweine weniger für die Schlachter zur Verfügung. Demnach kamen von Januar bis Juni in den meldepflichtigen Schlachtereien der EU insgesamt 109,2 Millionen Schweine an die Haken; das ist ein Minus von 8,9 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2022. Die Schweinefleischerzeugung lag mit 10,3 Mio. t um 971.000 t oder 8,6 % unter dem Vorjahresniveau. Selten zuvor, wenn überhaupt, hat es so einen deutlichen Einbruch gegeben.
Die EU-Kommission war bei ihrer Prognose im Frühjahr für das Gesamtjahr 2023 von einem Produktionsminus von 5 % im Vorjahresvergleich bei Schweinefleisch ausgegangen und blieb im Sommer bei ihrer Einschätzung. Die aktuellen Marktdaten und Berichte aus den Mitgliedstaaten lassen jedoch einen stärkeren Rückgang erwarten. In den Schweinehochburgen Spanien und Deutschland wurden 2,44 beziehungsweise 2,2 Millionen Schweine weniger an die Schlachtstätten geliefert, was gegenüber der ersten Jahreshälfte einem Rückgang von 8,4 % bei den Iberern und 9,2 % im Bundesgebiet entsprach.
Schweineschwund in Dänemark
Besonders stark nahm das Schlachtschweineangebot im Vorjahresvergleich in Dänemark ab, und zwar um 19,1 % auf 7,44 Millionen Tiere; die dortige Schweinefleischerzeugung brach sogar um mehr als ein Fünftel ein. Der Konzern Danish Crown reagierte bereits mit Betriebsschließungen und verkürzten Schichten und muss sehen, wie er den Erzeugern einen auskömmlichen Schlachtschweinepreis zahlt, um nicht noch mehr Tiere zu verlieren.
Im zweistelligen Prozentbereich gesunken sind zudem die Schlachtungen sowie die Fleischerzeugung in Belgien, den Niederlanden, Irland, Lettland und der Slowakei. Nur unterdurchschnittlich rückläufig war im EU-Vergleich die Produktion von Schweinefleisch mit weniger als 5 % in Frankreich, Ungarn, den Niederlanden, Rumänien und Schweden. In keinem EU-Staat wurde mehr Schweinefleisch als in der ersten Jahreshälfte 2022 produziert.
Moderater als bei den Schweinen fiel der Produktionsrückgang bei den Rindern aus. Laut Eurostat wurden in der EU im ersten Halbjahr 2023 knapp 10,8 Millionen Tiere geschlachtet; das waren rund 407.000 Stück oder 3,6 % weniger als in der Vorjahresperiode. Die Rindfleischerzeugung ging dabei um 4,5 % auf 3,14 Mio. t zurück. Auch hier ist der tatsächliche Produktionsrückgang höher als von der EU-Kommission prognostiziert, die für das Gesamtjahr 2023 nur mit einem Minus von 1,6 % rechnet. Ursprünglich war erwartet worden, dass die rückläufigen Rohmilchpreise das Schlachtkuhaufkommen vergrößern. Davon ist bisher jedoch nichts zu spüren: Die Kuhschlachtungen lagen laut Eurostat um 3,7 % unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2022; es wurden rund 113.000 Tiere weniger an die Schlachthöfe geliefert. Der Abstand zum Vorjahr hat sich im zweiten Quartal noch vergrößert. Vor allem in Italien, Spanien, Frankreich und Polen wurden in den ersten sechs Monaten weniger Kühe geschlachtet; in Deutschland lag das Aufkommen in etwa auf dem Vorjahresniveau.
Produktionseinbruch in Italien
In den einzelnen EU-Staaten entwickelte sich die Rindfleischerzeugung in der ersten Jahreshälfte 2023 unterschiedlich; mehrheitlich kam es in 17 Ländern gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zu Produktionseinbußen. Besonders stark fiel das Minus laut Eurostat in Italien mit fast 85.000 t oder 22,6 % auf 290.000 Mio. t aus. Dies trug wesentlich zum Rückgang in der gesamten EU bei. In Spanien, Portugal und Rumänien wurde zwischen 6,7 und 12,6 % weniger Rindfleisch erzeugt. In Frankreich als größtem Produzenten in der Gemeinschaft sank das Aufkommen um 2,9 % auf 662.000 t, während in Deutschland ein Anstieg um 0,9 % auf 481.000 t verzeichnet wurde. Die Niederlande meldeten ein Plus von 3 %, und in Schweden und Finnland stieg die Rindfleischerzeugung um 2,9 beziehungsweise 5 %. age
Brasilien wird größter Maisexporteur der Welt
Was bei den Sojabohnen schon lange der Fall ist, dürfte jetzt beim Mais eintreten: Brasilien wird im laufenden Vermarktungsjahr auch bei der wichtigsten Getreideart zum größten Exporteur der Welt aufsteigen und zieht an den USA vorbei mit einer Ausfuhrmenge von schätzungsweise rund 50 Mio. t aus der Ernte 2022/23. Das hat die staatliche Versorgungsgesellschaft Conab in Brasília prognostiziert. Das bestätigt die Vorhersagen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). Wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist, dass Brasiliens Gesamtproduktion an Mais auf den neuen Rekord von 131,9 Mio. t zugelegt hat; das sind 16,6 % mehr als im Vorjahr. Die Produktionssteigerung ist auf höhere Hektarerträge im Maisanbau zurückzuführen.
Im Durchschnitt der letzten drei Erntezeiträume sind diese 2022/23 laut Conab-Schätzung gegenüber dem Vorjahr um 13 % auf 59,2 dt/ ha gestiegen. Allerdings wurde auch die Anbaufläche um 3,2 % auf 22,3 Mio ha ausgeweitet. Die dynamische Entwicklung der Maisexporte wird auf bessere Absatzmöglichkeiten der Südamerikaner in China zurückgeführt.
Auch in der Saison 2023/24 soll sich laut USDA-Prognose die Ausfuhrmenge der USA an Mais zwar wieder auf 53 Mio. t steigern; für Brasilien werden aber 59 Mio. t erwartet. Doch sind die USA nach wie vor mit Abstand der weltweit größte Maiserzeuger mit 358,5 Mio. t im Jahr 2022 und 383,8 Mio. t 2023. Brasiliens Maiserzeugung 2023/24 wird bei 129 Mio. t gesehen. age