Der anhaltende Regen in den vergangenen Wochen führte dazu, dass vielerorts die Mähdrescher mitten in der Erntezeit stillgestanden haben. Nach einem sehr trockenen Zeitraum seit Anfang/Mitte Mai schlug das Wetter um auf gefühlten Dauerregen zur unpassendsten Zeit aus Sicht eines Getreideanbauers. Im Juni noch dachte man, es wird keine zu schlechte Ernte. Als die erste Gerste gedroschen war, überraschten die Ergebnisse mancherorts im positiven Sinne. Von einem Landwirt hieß es zu dem Zeitpunkt um den 10. Juli, das wäre noch nicht der unerfreuliche Teil der Ernte. Schon zu dem Zeitpunkt dachte man, die Weizenernte würde hierzulande weniger gute Ergebnisse erzielen. Dass es noch schlimmer kommen könnte und etwa einen Monat später immer noch mehr als die Hälfte des Weizens nicht gedroschen sein würde, ahnte man nicht. Die Felder leuchten nicht mehr gelb, sondern schimmern grau. Der Schwarzbesatz ist groß, enorme Qualitätseinbußen sind die Folge. Zudem beginnen Weizenkörner in den Ähren im stehenden Bestand auf dem Feld zu keimen und das Ausfallgetreide wächst grün durch die Bestände.
Keine Zeit verlieren
Zuletzt wurde jede Regenpause zum Dreschen genutzt, zumindest wenn die Befahrbarkeit es hergab. Es wurden teilweise nur geringere Mengen abgefahren, um ein Festfahren des Schleppers mit Anhänger zu vermeiden. Das Getreide und auch der Raps werden viel feuchter geerntet, als man es gerne hätte. Trocknungskosten müssen in Kauf genommen werden. Eine Alternative – mit der Ernte zu warten, bis das Erntegut trocken genug ist – wird selten in Betracht gezogen. Die Zeit rennt weg. In diesem Jahr ist die Freude groß, wenn es erntebedingt auf den Feldern staubt, wie Ende vergangener Woche beispielsweise endlich einmal wieder. Das Wochenende konnte dank trockenem und sonnigem Wetter gut genutzt werden.
Diese Situation, die die Landwirte in Schleswig-Holstein erleben und erlebt haben, hat ihresgleichen in anderen Teilen Deutschlands. Teile Niedersachsens, Brandenburgs und Hessens sind von überdurchschnittlichen Regenmengen im Juli und Anfang August betroffen. Die Qualitäten gerade beim Weizen haben gelitten. Marktbeteiligte gehen größtenteils von einer Verschiebung weg von Brotgetreide hin zu Futtergetreide aus.
Vermarktungsunsicherheiten für Vorverkauf
Schmerzlich ist es für Erzeuger, die Anteile der Ernte zu einem guten Kurs vorverkauft haben und nun die geforderte Qualität nicht liefern können. Wie der Landhandel mit qualitativ schlechteren Partien umgehen wird, die die festgelegten Parameter nicht erfüllen, bleibt abzuwarten. Der Worst Case wäre, wenn Partien, die das Ziel nicht erreichen, nicht akzeptiert werden würden. Preisabschläge müssen Erzeuger sicherlich hinnehmen, meist ist dies vertraglich vorab geregelt worden. Einiges Getreide wird man mittels Vergärung in einer Biogasanlage nutzen. Der Anteil wird in diesem Jahr sicherlich höher ausfallen als in anderen Jahren.
Marktbeeinflussend könnte für die neue Aussaat zudem sein, dass aufgrund der verzögerten Ernte auch die Saatgutverfügbarkeit nicht immer sicher ist. Hiesige Landhändler führten in der Vorwoche bereits Verkaufsgespräche mit den Landwirten. Dabei wurde auch eine knappe Verfügbarkeit thematisiert, denn später als in anderen Jahren kommt es erst zu den Reinigungs- und Anerkennungsverfahren.
Doch eines zählt wie in jedem Jahr: Abgerechnet wird zum Schluss.